Operationen bei Lungenkrebs: 80 Prozent sind minimal invasiv

Dr. med. Thomas Krbek
Abteilungsarzt Thoraxchirurgie
Überregionales Lungenkrebszentrum

Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) empfiehlt Patienten, sich für die Behandlung von Lungentumoren in ein zertifiziertes Zentrum zu begeben. Denn für die Diagnostik und Therapie ist eine enge Kooperation von Pneumologie, Thoraxchirurgie, Onkologie und Strahlentherapie optimal. Mehr als 500 Patienten werden jährlich im überregionalen Lungenkrebszentrum Nordrhein, behandelt.

Das DKG-zertifizierte Zentrum wird gemeinsam vom Krankenhaus Bethanien Moers und vom Alfried Krupp Krankenhaus in Essen-Steele betrieben. Dr. med. Thomas Krbek, Chefarzt der Thoraxchirurgie in Moers, operiert an beiden Häusern und sieht in einem Lungenkrebszentrum zahlreiche Vorteile für die Patienten. Welche Rolle dabei die minimal invasive Chirurgie spielt, berichtet er im Interview.

Herr Dr. Krbek, was macht ein Lungenkrebszentrum aus?

Im Lungenkrebszentrum zählt nicht die Entscheidungen eines einzelnen Therapeuten. Erfahrene Spezialisten mehrerer Fachrichtungen tauschen sich zu den Untersuchungsergebnissen, Risikoabschätzungen und Erfolgsaussichten aus. Dieses hohe Maß an Interdisziplinarität bedeutet ein deutliches Plus an Qualität und Sicherheit: Es führt zu einer individuellen Behandlung der Patienten.
Zu der komplexen Behandlung gehören vor allem Diagnostik, Therapie, die Unterstützung durch den Sozialdienst und die psychoonkologische Betreuung.

Welche Krankheitsbilder werden im Zentrum operiert?

Die Metastasen-Chirurgie spielt eine große Rolle. Darmtumoren, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Tumoren aus dem urologischen Bereich - fast alle streuen irgendwann in die Lunge. Darüber hinaus behandeln wir auch den Lungenkollaps (Pneumothorax) und erzielen operativ sehr gute Ergebnisse.
Insgesamt bieten wir das gesamte Spektrum der Thoraxchirugie an. Im Alfried Krupp Krankenhaus nehmen wir vorwiegend kleinere Eingriffe vor, die komplexeren in Moers.

Wann ist eine Operation der Lunge erforderlich?

Heutzutage sind die Möglichkeiten auch ohne Operation sehr weitreichend. Oft sind die Ergebnisse der endoskopischen Untersuchungen hinreichend, wenn es um die reine Diagnostik geht. Die Kompetenz in der Pneumologie im Krupp Krankenhaus unter der Leitung von  Chefarzt Dr. med. Peter Schulte ist ausgesprochen hoch.

Die Therapien bei Lungenkrebs sind dann multimodal. Mehrere Fachbereiche sind an der Versorgung der Patienten beteiligt. Ein von einem Tumor befallenes Bronchialsystem kann beispielsweise durch den Einsatz eines Lasers vom Krebs befreit und Blutungen des Tumors gestoppt werden. Ist eine operative Therapie begründet, ist ein sehr standardisiertes und routiniertes Vorgehen wichtig, um komplizierte Verläufe nach der Operation zu vermeiden.

Bei den Operationsmethoden hat es in den letzten zehn Jahren eine rasante Entwicklung gegeben. Die meisten Eingriffe erfolgen minimal invasiv.

Stimmt. Seit 2010 hat es eine kontinuierliche Entwicklung gegeben. Das liegt auch daran, das die Bildqualität der Operationskameras einen enormen Fortschritt erreicht hat. Deutschlandweit liegt die Quote der minimal invasiven Operationen bei 50 bis 60 Prozent, in unserem Lungenkrebszentrum sind wir bei 80 Prozent. Wir machen nahezu alles minimal invasiv. Der Einsatz von Kameras und miniaturisierten Instrumenten macht diese Eingriffe für Patienten besonders schonend.

Warum?

Der Gewebeschaden ist im Vergleich zur offenen Operation am Brustkorb erheblich geringer. Der Eingriff ist deutlich schmerzärmer, das Risiko schwerer Komplikationen sinkt. Der Patient kann in Folge durch die Pflege früher mobilisiert werden, was auch die Erholung der Atmung unterstützt. Das ist auch durch Studien mehrfach nachgewiesen worden.

Durch die minimal invasive Operationstechnik können wir heute zudem deutlich ältere Patienten operieren, als dies noch vor wenigen Jahren denkbar gewesen wäre. Wir haben mittlerweile fitte Menschen über 80 Jahre, die an der Lunge operiert werden und das erstaunlich gut schaffen.

Wie sieht die Zukunft der Thoraxchirurgie aus?

Wir beobachten die weitere technische Entwicklung von neuen Instrumenten für die Roboterchirurgie und erwarten noch bessere Software für Auswertung und Darstellung von CT-Bildern. Auch künstliche Intelligenz wird verstärkt zum Einsatz kommen. Diese Entwicklungen werden die Thoraxchirugie weiter revolutionieren.

Weitere Informationen zum Lungenkrebszentrum

Zurück zur Übersicht
Alle Meldungen des Alfried Krupp Krankenhaus