Der Medizintipp: Was bedeutet eigentlich Weaning?

Isabella Echter
Oberärztin
Klinik für Pneumologie, Gastroenterologie und Innere Medizin

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Die Klinik für Pneumologie, Gastroenterologie und Innere Medizin kümmert sich intensiv um Patienten mit Atemproblemen. Besonders nach einer künstlichen Beatmung müssen manche das Atmen erst wieder richtig lernen. Oberärztin Isabella Echter informiert:

Frei und unbeschwert atmen zu können, ist für gesunde Menschen eine Selbstverständlichkeit. Aber viele Patienten, die über einen längeren Zeitraum mit einem Beatmungsgerät versorgt wurden, müssen dies erst wieder erlernen. Unser Ziel ist es, die Atemhilfsmuskulatur dieser Patienten wieder aufzubauen und sie vorsichtig vom Beatmungsgerät zu entwöhnen. Die Entwöhnung von einer Atemhilfe nennt man „Weaning" (von englisch to wean: entwöhnen, abstillen).


Wer benötigt diese spezielle Atemtherapie?

Kann ein Patient vorübergehend nicht selbst atmen, wird eine künstliche Beatmung genutzt. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Bei einer Operation in Vollnarkose wird zum Beispiel routinemäßig künstliche Beatmung eingesetzt. Aber auch bei schweren Verletzungen, Vergiftungen oder Atemstillstand wird das Verfahren nötig. Dabei wird ein Atemgasgemisch direkt in die Lunge geblasen, ohne dass der Körper des Patienten aktiv beim Atmen mithelfen muss.
Nach einer kurzzeitigen Beatmung von wenigen Stunden, wie sie beispielsweise bei einer Operation üblich ist, ist meist keine spezielle Entwöhnung nötig. Die natürliche Atmung setzt nach Abklingen der Narkose von selbst wieder ein. Bei längerer Beatmung von einer Woche oder mehr, manchmal auch schon nach wenigen Tagen, wird jedoch nach und nach die Atemmuskulatur schwächer. Dazu kommen Fälle, bei denen die Atemmuskulatur oder die Lunge direkt geschädigt wurden und der Patient deshalb noch nicht in der Lage ist, selbst zu atmen. Um das eigenständige Atmen zu ermöglichen, muss diese Fähigkeit deshalb in vielen Fällen wieder schrittweise trainiert werden.

Ablauf des Weanings
Wenn ein Patient sehr lange künstlich beatmet wurde, stellt das Weaning eine große Herausforderung dar. Dabei werden unterschiedliche Techniken eingesetzt. Möglich ist zum Beispiel die assistierte Spontanbeatmung, bei der die Beatmung allmählich verringert wird und so die Atmung nach und nach wieder einsetzen kann. Häufig finden auch kontrollierte Wechsel zwischen Phasen der Beatmung und der Spontanatmung statt. Die Atemmuskulatur muss in solchen Fällen für kurze Zeit die gesamte Atmung übernehmen, kann sich dann aber wieder während der Beatmung ausruhen. Die Phasen der Spontanatmung werden nach und nach immer weiter ausgedehnt. Auf diese Weise soll die Atemmuskulatur trainiert werden, bis sie wieder in der Lage ist, die Atmung vollständig zu leisten. Je nach Einzelfall werden weitere Maßnahmen eingesetzt, um die Atmung zu erleichtern. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Körperpositionen, die das Atmen erleichtern
  • die Trachealkanüle, ein kurzer Schlauch, der die Luftröhre offenhält und damit den Atemwiderstand verringert
  • Maßnahmen, die das Sekret in den Atemwegen verringern, zum Beispiel Inhalationen, Absaugen oder Hilfe beim Abhusten
  • Physiotherapeutische Maßnahmen zur Aktivierung des Zwerchfells, aber auch des restlichen Körpers


Im Alfried Krupp Krankenhaus in Essen werden Weaning-Patienten von einem speziell ausgebildeten interdisziplinären Team von Ärzten, Pflegekräften, (Atem-) Physiotherapeuten, Ernährungsspezialisten und Psychologen betreut. Dort erhalten sie einen strukturierten Behandlungsplan, der immer wieder an die augenblickliche Situation angepasst wird. Besonderen Wert legt das Behandlungsteam der Weaning-Station auf die intensive Einbeziehung der Angehörigen.

Um den Patienten während dieser Phase optimal zu unterstützen, hat die Weaning-Station ein hotelähnliches Ambiente. Das Behandlungsteam legt besonderen Wert auf die ungestörten Erholungsphasen des Patienten. Der individuelle Tag-Nacht-Rhythmus des Patienten wird von uns berücksichtigt. Nach der Entwöhnung wird eine Rehabilitationsbehandlung eingeleitet, um den Patienten möglichst selbständig in die häusliche Umgebung zu entlassen.

 

 

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