„Die Krankenhausküche ist anspruchsvoller geworden“

Bewegte Karriere: Ottmar Jenrich kochte unter anderem auf einem Kreuzfahrtschiff, im Essener Burghof und im Bochumer Torkelkeller. Als Küchenchef des Parkhaus Hügel bewirtete er prominente Gäste wie Walter Scheel und Berthold Beitz. Im Prüfungsausschuss der IHK sowie als Ausbilder der Arbeitsagentur begleitete er zahlreiche Jungköche bei ihrem Berufseinstieg. Die Küche der kostbar im Alfried Krupp Krankenhaus leitete er von 2006 bis 2018.
Alle Fotos: (c) Michaela Brumm

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Ende des Jahres geht Ottmar Jenrich, langjähriger Küchenleiter der kostbar in Essen-Steele, in den wohlverdienten Ruhestand. Im Interview blickt er zurück auf seine Laufbahn und gibt Einblicke in die moderne Krankenhausverpflegung.

Herr Jenrich, wollten Sie eigentlich schon immer Koch werden?

Ich war schon in frühen Jahren immer bei meiner Mutter mit in der Küche. Ich habe da viel Spaß dran gehabt – und ich wollte etwas Handwerkliches machen. 1968 habe ich deshalb erst Konditor gelernt, danach in der zweiten Lehre Koch. Also ja, das war von Anfang an so geplant.

Meine erste Stelle nach der Lehre war dann auf einem Schiff. Ich bin auf der Peter Pan gefahren, oben auf der Ostsee. Das war eine schöne Sache.

Heute ist oft von Nachwuchsproblemen die Rede – auch wegen der Arbeitszeiten in der Gastronomie. Würden Sie jungen Menschen noch empfehlen, Koch zu werden?

Ja, ich kann das nur empfehlen. Der Beruf ist vielseitig und ich kann als Koch sehr viel erleben. Und es kommt ja auch immer darauf an, was der junge Mensch, der in den Beruf einsteigt, daraus machen will. Ich kann mich weiterbilden. Ich kann meine Meisterprüfung machen, ich kann Verpflegungsmanager werden… In der kostbar haben wir viele junge Leute in der Küche, was sehr schön ist.

Ist der Kochberuf heute noch genauso wie vor fünfzig Jahren?

Die ganze Arbeitswelt, auch in der Küche, hat sich ja mittlerweile verändert. Heutzutage muss kein Koch mehr ein halbes Kalb auseinanderschneiden. Ich habe das noch von Grund auf gelernt, mit halben Kälbern und Wild aus der Decke.

Das gibt es so heute nicht mehr?

Nein. Aber wir haben hier auch noch Schweinekeulen, Lammkeulen oder ganze Fische, die verarbeitet werden. Unsere Azubis lernen zum Beispiel noch, wie ein Fisch filetiert und portioniert wird. Wir machen viel selber.

Das ist nicht selbstverständlich – Krankenhausessen genießt ja nicht immer den besten Ruf. Hat sich die Patientenverpflegung da verbessert?

Die ist schon anspruchsvoller geworden. Das sieht man ja auch anhand unserer Speisepläne. Wenn wir zum Beispiel Lachs draufstehen haben, braten wir hier frischen Lachs. Das ist kein vorgebratenes Convenience-Produkt. Die Qualität ist also nach oben gegangen. Wir verarbeiten für die Patienten frische Gemüse. Das ganze Jahr über. Das ist schon eine große Steigerung in meinen Augen. Wir haben verschiedene Abendbeilagen, die alle frisch hier bei uns produziert werden.

Im Wahlleistungsbereich haben wir mittlerweile acht oder neun Wahlleistungsmenüs, jederzeit abrufbar. Die Patienten können jeden Tag neu wählen.

Über 12 Jahre haben Sie die kostbar als Küchenleiter begleitet. Welchen Moment behalten Sie in besonderer Erinnerung?

Schön war die Planung zum Umbau, die ich mit dem Geschäftsführer Detlev Lehrenfeld zusammen gemacht habe. Wir haben insgesamt sechs Varianten geplant, immer an verschiedenen Standorten. Und dann irgendwann zu hören, es wird in Steele umgebaut, das war schon schön. Die Fertigstellung war natürlich noch besser, auch wenn die Umbauzeit für uns stressig war.

Fällt es Ihnen schwer, die Küchenleitung nun abzugeben?

Nein. Mein Sohn Patrick Jenrich ist seit 2018 Küchenmeister und leitet das Ganze in diesem Jahr schon stellvertretend. Er übernimmt ab 2019 die Leitung zusammen mit Holger Hoffmann, der vom DRK kommt. Für einen alleine, so wie es zu meiner Zeit war, ist es ein bisschen heftig. Es ist alles größer geworden, wir beliefern ja beide Häuser des Alfried Krupp Krankenhaus und dazu noch zwei Altenheime mit Essen. Es ist also schon jede Menge zu tun. Da ist es schön zu sehen, dass man Nachfolger hat, die das mit hohem Anspruch weiterführen.

Kochen Sie eigentlich auch zuhause?

Kaum. Wir sind ein Zwei-Personen-Haushalt, beide berufstätig. Während der Arbeit probiere ich und schmecke die Gerichte ab. Zuhause gibt es dann abends vielleicht nochmal einen Salat. Am Wochenende koche ich schon, aber gern schnelle Sachen. Ich habe zwei große Hunde, die jeden Tag vor die Tür möchten. Da habe ich genug zu tun. Mit denen bin ich am Tag drei Stunden unterwegs.

Ein Hobby das Sie im Ruhestand ausbauen möchten?

Ich werde noch für ein Jahr in Essen bleiben. Danach ziehen wir an die Nordseeküste, um im eigenen Häuschen den Ruhestand zu genießen – mit viel Platz für die Hunde.

Was gibt es bei Ihnen an Weihnachten?

Am zweiten Weihnachtstag kommen meine Kinder. Da gibt es Pute, dazu Rotkohl und Klöße.

Klingt gut.

Ist auch gut.

Herr Jenrich, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute.

 

 

Seinen Ausstand hat Ottmar Jenrich bereits Anfang Dezember mit einem 7-Gang-Galadinner gebührend gefeiert. Die Benefizveranstaltung zugunsten des <link https: www.hospiz-essen.de>Hospiz Essen-Steele ermöglichte eine Spende in vierstelliger Höhe an den Hospizverein.

 

Das Weihnachtsmenü von Ottmar Jenrich zum Nachkochen

  • <link file:6274>Putenbraten mit Rotkohl und Klößen (PDF)
  • <link file:6273>Schoko-Pfeffer-Soufflé mit marinierten Orangen (PDF)

 

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